Geschichtsinteressierte des AWO Ortsvereins Ernestine waren heute mit dem Leiter des Geschichtskreises Stoppenberg, Herrn Dr. Jürgen Nolte unterwegs. Wir trafen uns am Rathaus Stoppenberg, zu dem später mehr erzählt wurde und gingen gleich los in Richtung Stiftskirche, wo Stoppenberg im Jahr 950 seinen Anfang gefunden hat.
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Die Gruppe (Foto: Martin Hase) |
Als erstes kamen wir auf der Ernestinenstraße an der ersten Apotheke in Stoppenberg vorbei. Der nächste Halt erfolgte dann am Brunnen auf der Essener Straße der Schwanhildenbrunnen genannt wird und vom Bürgermeister Karl Mayer zum 25-jährigen Thronjubiläum von Kaiser Wilhelm gebaut wurde.
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Dr. Nolte trägt vor (Foto: Martin Hase) |
Der nächst Stopp erfolgte direkt vor der Nikolauskirche, die lange Zeit die katholische Kirche in Stoppenberg war und jetzt von einer christlichen Glaubensgemeinschaft aus dem Nahen Osten (u. a. Jordanien) genutzt wird. Die große Kirche, die im Stadtbild kaum zu übersehen ist, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Jugendstil errichtet.
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katholischer Friedhof und Jugendstilkirche früher St. Nikolaus |
(Foto: Martin Hase)
Endlich erreichten wir die Stiftskirche, die im 10. Jahrhundert als viereckige Kirche gebaut wurde und die mehrere Anbauten erfuhr. Zunächst lebten dort Frauen niederen Adels. Es entbrach ein Streit zwischen den Damen und einem anderen Orden um die Pflicht, einen Schleier tragen zu müssen. Nach mehreren verlorenen Gerichtsverfahren im Mittelalter und als schließlich der dritte Papst gefragt wurde, erließ dieser den Damen die Pflicht, den Schleier tragen zu müssen. Die Damen lebten teilweise in eignen Häusern und trugen nur in der Heiligen Messe ihre Ordenstracht. In den 50 ger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Stiftskloster neu gegründet. Heute leben dort 16 strenggläubige Karmeliterinnen.
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Stiftskirche von 950 n. Chr. (Foto: Martin Hase)
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Altarraum in der Stiftskirche (Foto: Gabi Goronczy)
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Taufbrunnen in der Stiftskirche (Foto: Martin Hase) |
Der Rückweg führte über den Friedhof, auf dem ein Pfarrer begraben lag, der trotz reicher Erbschaft den Stoppenberger Bürgern nichts hinterließ und die ihn deswegen nicht bei den anderen Pfarrern beisetzten. Eine Gemeinde aus dem Essener Süden, die von ihm eine neue Kirche bekam, sorgte jedoch dafür, dass der Pfarrer eine prächtige Grabstätte erhielt mit einer Kammer als Ruhestätte.
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Grab des reichen Pfarrers; unter dem Grab ist eine Kammer |
(Foto: Martin Hase)
Neben dem Friedhof liegt ein Brunnen, in dem sich eine Belüftungsanlage befindet, die zu einer großen Bunkeranlage unter dem katholischen Friedhof gehört.
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Brunnen mit Lüftungsschacht (Foto: Gabi Goronczy)
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Auf der Essener Straße erfuhren wir, dass es in Stoppenberg zwei Kneipen gab, die Vatikan und Kreml genannt wurden. Schon wie der Name es vermuten lässt, verkehrten in der einen Kneipe fromme Katholiken und in der anderen stramme Kommunisten und politisch linke. Außerdem berichtete Dr. Nolte vom Kapputsch in Essen mit einer wilden Schießerei, bei der die Ehefrau eines ortsansässigen Arztes getroffen wurde und schwer verletzt überlebte.
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Rathaus Stoppenberg (Foto: Martin Hase) |
Die letzte Station war das Rathaus Stoppenberg, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde und das Wappen der Stiftsdamen trägt. Stoppenberg spaltete sich von der Bürgermeisterei Altenessen ab und war bei der Gründung mit über 70.000 Menschen die bevölkerungsreichste Landgemeinde Deutschlands. Zwei Bürgermeister prägten die Bürgermeisterei Stoppenberg im Wesentlichen. Josef Hören, nach dem auch eine Straße in Stoppenberg benannt wurde, regierte 10 Jahre, bis er abgesetzt wurde. Er verweigerte den Befehl des Kaisers auf streikende Kumpel einzuprügeln. Es wurden Gerüchte gestreut, die zwar unwahr waren, aber letztendlich zur Amtsenthebung führten.
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Ratssaal im Rathaus Stoppenberg Tagungsort der Bezirksvertretung |
(Foto: Martin Hase)
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Bürgermeister von Stoppenberg und Altenessen (Foto: Martin Hase) |
Ihm folgte für die nächsten 25 Jahre Karl Mayer, der als kaisertreu galt und gute Verbindungen ins Königshaus hatte. Das brachte Stoppenberg einige Fördergelder. Nach seinem Tod wurde die Eingemeindung von Stoppenberg im Jahr 1929 nach Essen vorbereitet. Nachdem Stoppenberg in Essen eingemeindet war, durften die Stoppenbergerger nur noch ein Mitglied in die Essener Vertretung senden. Diese Person hatte kein Rederecht und konnte lediglich zuhören. Erst Mitte der 70 ger Jahre des 20. Jahrhunderts bekam Stoppenberg und die umliegenden Stadtteile eine eigene Bezirksvertretung.
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Fenster im Rathaus Stoppenberg (Foto: Udo Goronczy) |
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Modell der Stiftskirche (Foto: Martin Hase) |
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Marienkapelle in der Stiftskirche (Foto: Martin Hase) |